Negative Zinsen: Die nächste große Herausforderung für die Geldpolitik?

Preisverleihung 2024 über den Negativ Zins als Herausfprderung

Die Diskussion um negative Zinsen hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Experten sind sich uneinig, ob und inwieweit diese ungewöhnliche Geldpolitik tatsächlich zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen kann.

Durch die Silvio-Gesell-Preisverleihung 2024 an Prof. Dr. Willem Buiter wird allerdings deutlich gezeigt, das negative Zinsen auch in Zukunft eine wichtige Rollen spielen können. 

Prof. Dr. Willem Buiter prognostiziert, dass negative Zinsen in den kommenden Jahren unvermeidlich sein könnten. Diese Einschätzung wird durch die anhaltend hohe Verschuldung und die geringen Inflationsraten gestützt. Um die Wirtschaft anzukurbeln, müssten die Zentralbanken noch stärker auf die Bremse treten. Prof. Dr. Willem Buiter hält es für möglich, dass wir schon in den nächsten Jahren in eine Situation geraten, in der tief negative Zinsen erforderlich werden könnten.

Prof. Dr. Felix Fuders hält negative Zinsen in Zukunft für unabdingbar und rät dazu sich von dem Gedanken positiver Zinsen auf lange Sich zu verabschieden. Er wies auf die nach wie vor extrem hohen Bestände an Geldvermögen und Schulden hin, die weiterhin Krisen begünstigen und verstärken. 

Bargeldabschaffung: Ein Schritt in Richtung negativer Zinsen?

Dipl.-Volkswirt Matthias Klimpel schlägt vor, durch den Aufdruck des Emissionsjahres auf Geldscheinen die Voraussetzungen für negative Zinsen auch auf Bargeld zu schaffen. Diese Maßnahme würde den Zentralbanken mehr Handlungsspielraum geben, um auf wirtschaftliche Krisen zu reagieren. Kritiker befürchten jedoch, dass eine solche Regelung die Bargeldnutzung einschränken und damit die persönliche Freiheit gefährden könnte.

Porf. Dr. Willem Buiter sieht in Zukunft keine Notwendigkeit für Bargeld und hält digitale Währungen im Anbetracht der kriminellen Nutzung von Bargeld für notwendig. Die INWO-Vorstände, Dipl.-Volkswirt Matthias Klimpel und Prof. Dr. Felix Fuders, befürworten einen Negativzins auch auf das Bargeld. Sie sehen zudem die Nutzung von Bargeld weiterhin als notwendig an. Der kriminellen Nutzung wird mit dem Negativzins auf Bargeld ebenfalls vorgebeugt. 

Auch die Zentralbanken halten weiterhin an dem Bargeld fest, so dass eine Abschaffung nicht zu erwarten ist. 

Niedrigzinspolitik: Eine Erfolgsgeschichte?

Prof. Dr. Florian Heider ist hingegen optimistisch, dass die Erfahrungen aus der Niedrigzinspolitik der EZB auch in Zukunft positive Effekte haben werden. Er verweist darauf, dass die Wirtschaft trotz der langen Phase niedriger Zinsen und geringer Wachstumsraten relativ stabil geblieben ist. Allerdings gibt es auch Stimmen, die warnen, dass die Niedrigzinspolitik zu einer Blasenbildung an den Finanzmärkten und zu einer Ungleichverteilung von Vermögen führen könnte. Belege dafür bleiben aber aus. 

Fazit: Ein komplexes Thema mit Zukunftsperspektive

Die Diskussion um negative Zinsen ist hochkomplex und polarisiert die Experten. Während die einen die Notwendigkeit negativer Zinsen betonen, warnen die anderen vor den potenziellen Risiken. Klar ist jedoch, dass die Geldpolitik vor großen Herausforderungen steht und dass die Suche nach neuen Lösungen dringend erforderlich ist.

Ein weiter so wird nicht mehr lange funktionieren. 

 

Quellen:

Silvio-Gesell-Preis-Pressemitteilung: INWO e. V.

Warum der Zins auch moralisch nicht zu rechtfertigen ist – Felix Fuders – Humane Wirtschaft

(PDF) Negative Zinsen werden noch nicht richtig verstanden

 

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