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ToggleEZB Zinserhöhung trotz Energiekrise und geopolitischer Instabilität
„Bei explodierenden Energiepreisen, Lieferengpässen und einer sich verschärfenden geopolitischen Krise sind Zinserhöhungen kontraproduktiv. Sie heizen nur die Rezession an.“
Geldpolitik auf Konfrontationskurs: Was die EZB plant
Mit höheren Zinsen will die EZB die Nachfrage dämpfen. Das trifft hochverschuldete Volkswirtschaften hart, die auf günstige Finanzierungsbedingungen angewiesen sind.
Frankfurt – Die „Normalisierung der Geldpolitik“, die sich insbesondere deutsche Geschäftsbanken und ihre Einleger in den vergangenen Jahren sehnlich herbei gewünscht haben – sie dürfte in den kommenden Monaten, ja Jahren zu einem bösen Erwachen und zur verspäteten Einsicht führen, dass die Negativzinsen doch große Vorzüge hatten. Denn die steigenden Zinsen treffen auf hoch verschuldete Volkswirtschaften, die weiterhin auf günstige Finanzierungsbedingungen angewiesen sind.
EZB-Leitzins steigt – doch die Inflation kommt von der Angebotsseite

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen seit Ende Juli um 125 Basispunkte erhöht. Und der EZB-Rat hat bereits angekündigt, dass er sie in den kommenden Sitzungen weiter anheben will. Sein Ziel: die Nachfrage dämpfen und dem Risiko dauerhaft steigender Inflationserwartungen vorbeugen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Inflation von der Angebotsseite kommt. Bei explodierenden Energiepreisen, Lieferengpässen und einer sich verschärfenden geopolitischen Krise sind Zinserhöhungen kontraproduktiv. Sie heizen nur die Rezession an.
Steigende Staatszinsen treffen hoch verschuldete Euro-Länder
Gastwirtschaft-Kolumne: EZB erhöht Leitzins seit Juli um 125 Basispunkte
Die Zinsen für neu begebene Staatsanleihen sind bereits deutlich gestiegen. Die erhöhten Zinsen treffen auf immer noch historisch hohe Schuldenstände. Die 19 Euro-Länder hatten 2020 ihre Verschuldung Corona-bedingt stark ausgeweitet und Ende 2021 einen durchschnittlichen öffentlichen Schuldenstand von 95,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreicht. Griechenland und Italien liegen mit 193 beziehungsweise 151 Prozent noch weit darüber.
Optimistische Erwartungen trotz Zinslast und wachsender Staatsschulden

Die EZB rechnet damit, dass die Zinsausgaben in Relation zum BIP bis 2024 ähnlich hoch sein werden wie von 2019 bis 2021. Das ist angesichts der Weltlage eine optimistische Annahme. Solange Militärausgaben und staatliche Stützungsmaßnahmen für Unternehmen und Haushalte die Neuverschuldung der Staaten ankurbeln, wird die Zinslast – bei nun höheren Zinssätzen – wieder ansteigen.
Investitionen rücken in die Ferne: Unternehmen und Bürger unter Druck
Gastwirtschaft-Kolumne: Investitionen rücken in weite Ferne
Und es geht ja nicht nur um die öffentliche Schuldenlast. Geschäftsbanken haben ihre Kreditzinsen seit dem Frühjahr spürbar erhöht. Schlecht für Unternehmen, die jetzt in neue Energietechnik, effizientere Maschinen oder in knappe Fachkräfte investieren müssen. Teurer werden auch private Investitionen in eine Wärmepumpe oder Solaranlage, ganz zu schweigen von der eigenen Immobilie, die jetzt für viele in weite Ferne rückt.
Häufige Fragen zur EZB Zinserhöhung
Die EZB Zinserhöhung ist ein geldpolitisches Mittel, um die Inflation zu bremsen. Durch höhere Leitzinsen wird Kreditvergabe teurer, was die Nachfrage senken soll.
In Zeiten von Energiekrise, geopolitischen Spannungen und Lieferengpässen verschärft die Zinserhöhung die wirtschaftliche Lage, da sie auch Investitionen bremst.
Hochverschuldete Euro-Länder wie Griechenland oder Italien, aber auch Unternehmen und private Haushalte, da Kredite teurer werden und Investitionen stocken.
Viele Ökonomen warnen, dass steigende Zinsen in der aktuellen Lage eine Rezession auslösen oder verstärken könnten – besonders bei schwacher Binnennachfrage.
Statt nur auf Leitzinsen zu setzen, könnten gezielte Strukturreformen, temporäre Preiskontrollen oder koordinierte europäische Fiskalpolitik helfen, die Inflation zu bekämpfen.