Wem das Theater im Oval Office nutzt. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Felix Fuders.
Nun also doch. Die Schuldenbremse wird gerissen. Und wie! Wenn Scholz‘ 200 Milliarden Euro ein „Doppelwumms“ waren, dann bekommen wir jetzt einen „Fünffachwumms“: 500 Milliarden zur Stärkung der Infrastruktur. In meinen vergangenen Kolumnen hatte ich immer wieder angemerkt, dass die „Schuldenbremse“ nicht beigehalten werden kann. Das liegt aber nicht etwa an unverantwortlichen Politikern, sondern am Design unseres weltweiten Finanzsystems, in dem Geld durch Schuld entsteht und beide, die Geldmenge einer Volkswirtschaft wie auch die Gesamtverschuldung, durch den Zins stetig und exponentiell wachsen.
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ToggleExponentielles Wachstum Geldsystem und Schulden: Warum Schulden und Geldvermögen gemeinsam steigen

Das kann jeder nachvollziehen, wenn er zu einer beliebigen Bank geht und sich dort vom Anlageberater zeigen lässt, wie sich eine Geldanlage entwickelt. Meistens haben die Anlageberater sogar schöne Schaubilder parat, die das exponentielle Wachstum der Geldanlage veranschaulichen. Da es keinen Zins ohne Schuld gibt, muss die Gesamtverschuldung (Privathaushalte, Unternehmen, Staat) einer Volkswirtschaft im Gleichschritt mit den Geldvermögen wachsen.
Zinsmechanismus: Der Motor hinter den ständigen Schulden im Geldsystem
Exponentielles Wachstum bedeutet, dass sich Geldvermögen und Gesamtverschuldung etwa alle zehn Jahre verdoppeln. Das ist eine mathematische Gesetzmäßigkeit, und es gibt nichts, was dies verhindern könnte, solange unser Finanzsystem so funktioniert, wie es derzeit funktioniert, und Zinsen notwendig sind, um Geld in Fluss zu halten.
Denn eben dafür brauchen wir den Zins. Andernfalls würden wir unser Geld unter dem Kopfkissen horten, und es würde nicht in der Wirtschaft zirkulieren und könnte seine Funktion als Zahlungsmittel nicht erfüllen. Im derzeitigen System wächst also die volkswirtschaftliche Gesamtverschuldung immer. Wenn es nicht die Menschen sind, dann ist es der Staat, der sich verschulden muss. Das geht so lange, bis die nächste Finanzkrise das System „resettet“.
Geldsystem und Schulden in Politik Finanzsystem: Warum Staaten Schulden aufnehmen müssen

Bis dahin wird jeder Vorwand genutzt, damit der Staat dem Finanzsektor in die Bresche springen kann und als guter Kunde die Kreditvolumina abnimmt, die die Bürger nicht mehr haben wollen oder können. Das Theater im Oval Office scheint hier ein neuer geeigneter Vorwand zu sein. Übrigens könnte man das Finanzsystem so ändern, wie es einst Silvio Gesell vorgeschlagen hatte, in ein System, in dem es den Zins nicht braucht, damit Geld in Fluss bleibt.
Über den Autor
Der Autor ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universidad Austral de Chile.
Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung: INWO e. V.
Geld entsteht durch Schuld: Wie das Theater im Oval Office unseren Politikern nutzt