Was ist ökonomische Vernunft ?
Ökonomische Vernunft bezieht sich auf das rationale und effiziente Handeln in wirtschaftlichen Entscheidungen, bei dem knappe Ressourcen so eingesetzt werden, dass der Nutzen maximiert und die Kosten minimiert werden.
Sie umfasst das Abwägen von Alternativen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen – sei es für Einzelpersonen, Unternehmen oder ganze Volkswirtschaften.
Ökonomische Vernunft basiert auf Prinzipien wie:
Kosten-Nutzen-Analyse
Effizienz
langfristige Nachhaltigkeit
Diese Handelsweise liegt dem Modell des homo oeconomicus zugrunde.
Das folgende Beispiel zur ökonomischen Vernunft widerlegt auch die Behauptungen, dass ein rein privatisierter Markt alles regelt oder Zentralismus eine Lösung darstellt.
Die Fischerei als Beispiel ökonomischer Vernunft

Der private See
Angenommen, ein Fischbestand in einem See gehört einem einzelnen Eigentümer.
Wenn nur so viele Fische gefischt werden, wie nachwachsen, bleibt der Bestand konstant.
Formel: N (Fischbestand) × Pf (Marktpreis) = $
Wird die Nachhaltigkeitdividende berücksichtigt, kann der maximale Ertrag erzielt werden.
Wird dieser überschritten, steigen die Kosten – der Aufwand zum Fischen wächst, die Erträge sinken.
Ein Fischer (Eigentümer) achtet deshalb aus ökonomischer Vernunft darauf, nicht über den Punkt des Maximalgewinns hinaus zu fischen.
Schlussfolgerung 1:
Der auf Gewinnmaximierung fixierte homo oeconomicus wird den Bestand einer natürlichen Ressource (z.B. Fische) nicht so weit reduzieren, dass die Ressourcen vom Aussterben bedroht sein wird. Er handelt somit ökonomisch vernünftig.
Mehrere Fischer – das Problem der Konkurrenz

Gehen wir von mehreren Eigentümern bzw. Fischern aus:
Obwohl der erste Fischer vernünftig handelt, fischen andere weiter – solange es Gewinn bringt.
Wenn jetzt schon ein Fischer bis zum Punkt des maximalen Ertrages (vor einem kritischen Bestand und mit Gewinn) fischt, dann werden dennoch andere Fischer als Konkurrenten über diese Grenze hinaus fischen solange noch eine Gewinn erzielt werden kann.
Infolge dessen schrumpft der Fischbestand immer mehr.
Wenn sich nun durch technischen Fortschritt (größere Schiffe zum fischen) die Fischfangmethoden verbessern, bringt das den Fischbestand gefährlich nahe an den kritischen Bestand.
Folge:
Der Fischbestand schrumpft
Das Ökosystem wird gefährdet
Der technische Fortschritt (z. B. größere Schiffe) beschleunigt die Überfischung
Schlussfolgerung 2:
Da alle Beteiligten ökonomisch vernünftig handeln, kommt es zur Übernutzung.
Die Übernutzung des Sees tritt auf, weil es keine Zugangsbeschränkung gibt.
Wenn andererseits der See privatisiert würde (etwa durch die Zuteilung von Privateigentum über Verwaltungsgebiete oder durch Nutzungsrechte), würde er nicht so einfach überlastet, da die privaten Eigentümer kein Interesse dran hätten, ihre zukünftigen Einnahmen zu gefährden.
Privatisierung oder Zentralisierung als Lösung? In der ökologischen Vernunft.
Das Problem mit vielen Konkurrenten zeigt im Sinne der ökonomischen Vernunft Nachteile auf.
Wäre der See privatisiert – also durch Zuteilung von Nutzungsrechten – könnten Eigentümer die Übernutzung vermeiden, da sie ihre zukünftigen Einnahmen schützen wollen.
Ein einzelner Eigentümer (Zentralist) ist aber auch nicht sinnvoll, weil dieser ein Monopol aufbaut.
(Entweder durch die Einnahmen der Vergabe von Nutzungsrechten bzw. Pacht oder als alleiniges Fischmonopol.)
So oder so verzerrt es den Marktpreis und widerspricht der Vorstellung der vollständigen Konkurrenz, die zum marktgerechten Drücken der Preise führen würde.
Hieraus würde sich dann eine Monopolrente, die natürliche Dividende, ergeben.
Abwägung:
Ein freier Zugang kann auch effizient sein (z. B. viele kleine, bedarfsorientierte Fischereien)
Ein einzelner Eigentümer führt zu einem Monopol
Vergabe von Nutzungsrechten/Pacht
Monopolrente statt Wettbewerb
Im Folgenden wird dargelegt, warum es in Wirklichkeit nicht der freie Zugang ist, der zur Übernutzung führt.
Im Gegenteil, es lässt sich durchaus argumentieren, dass es aus Effizienzgesichtspunkten sogar wünschenswert ist, dass der See frei zugänglich bleibt.
(z.B. viele kleine Fischereien, die nach Bedarf bzw. Nachfrage fischen und nicht wie heute ein Überangebot verprassen. Folge knappes Angebot und steigende Preise.)
Warum wird trotzdem überfischt?
Grund 1: Geldzins als Wachstumszwang
Der Geldzins dient als Benchmark für Investitionen.
Er zwingt die Wirtschaft in einen Rhythmus permanenter Expansion.
Grund 2: Barwertprinzip
Hoher Zins senkt den Gegenwartswert zukünftiger Erträge.
Wenn der heutige Verkaufserlös höher ist als der Barwert zukünftiger Gewinne, ist es wirtschaftlich „vernünftig“, alles sofort zu ernten.
Grund 3: Zeit wird zu Geld
Der Zins verleiht der Zeit einen Wert.
Dies fördert:
Beschleunigung der Produktion
Monokulturen bei Fischarten
Instabile Ökosysteme
Das Fazit der Ökonomische Vernunft
Was ökonomisch vernünftig erscheint, ist in der Realität oft absolute Unvernunft und grenzt an Wahnsinn.
Die Überfischung dieses Sees und auch andere Gewässer und Ozeane, sind ein passendes Beispiel, dass es nachhaltiges Wirtschaftswachstum nicht geben kann.
Das Problem der Überfischung ist alleine auch nicht auf die freie Zugänglichkeit (Konkurrenz) zurückführen, sondern in der Struktur des Geldsystems zu suchen.
Dieses Beispiel kann auf alle natürlichen Ressourcen übertragen werden.
Vor allem deutet es darauf hin, dass überall wo Geld beteiligt ist somit auch der Geldzins gilt und die hier beschriebenen negativen Effekte eintreten.

FAQ-Bereich: Ökonomische Vernunft oder Wahnsinn mit Methode?
Ökonomische Vernunft beschreibt rationales, ressourceneffizientes Handeln, bei dem der Nutzen maximiert und Kosten minimiert werden – individuell wie gesellschaftlich.
Wenn viele Akteure unabhängig voneinander handeln, wie bei der Fischerei, entsteht ein Konkurrenzdruck, der kollektive Übernutzung und Ressourcenzerstörung begünstigt. Dieser Druck ist eine Folge des Geldsystems.
Der Geldzins erzwingt ständige Kapitalrendite und beschleunigt Ressourcennutzung, da zukünftige Erträge abgewertet werden. Das Barwertprinzip fördert sofortige Ausbeutung.
Ja. Zivile Eigentumsmodelle, Nutzungsrechte oder zinsfreie Geldsysteme (wie Freigeld) könnten helfen, langfristige Stabilität und ökologische Tragfähigkeit wirtschaftlich zu integrieren. Die Fairconomy zeigt einen Weg zu einer echten nachhaltigen Wirtschaft.
Der Mechanismus der Übernutzung durch kurzfristige Profitlogik gilt auch für Boden, Wälder, Wasser und Klima. Nachhaltigkeit scheitert oft an systemischer Wachstumslogik.