König Midas und König Lykurg: Zwei Seiten der Goldmedaille

Mythos als Spiegel: Was wir von Midas und Lykurg lernen können

Die zwei Könige
König Midas und König Lykurg: Zwei Seiten der Goldmedaille

Jeder hat schon mal vom gierigen König Midas gehört. Seine Geschichte basiert auf einem Mythos. Doch wer hat schon mal von König Lykurg gehört? Auch seine Geschichte basiert auf einem Mythos.
Aus beiden Geschichten kann man etwas Sinnvolles lernen und beide Geschichten haben ähnliche Gegebenheiten. Die eine Geschichte handelt von einem
Fluch (von der Gier nach Gold und Reichtum) und die andere von einem Segen (einer legendären gerechten Gesetzgebung).

Zum Mythos:
Der Spruch „Wenn die Götter einen Menschen strafen wollen, dann erfüllen sie ihm seine Wünsche“ hat keinen klaren Ursprung in der antiken Mythologie. Es handelt sich um eine moderne Interpretation eines allgemeinen Themas, das in vielen Kulturen und literarischen Werken auftritt: Die Idee, dass das Erfüllen von Wünschen unerwartete Konsequenzen haben kann. Dieses Thema findet sich beispielsweise in der Geschichte von König Midas, der sich wünschte, alles, was er berührt, möge zu Gold werden, nur um zu erkennen, dass dieser Segen tatsächlich ein Fluch ist. Auch in modernen Werken wie in Geschichten über den „Dschinn“ oder „Flaschengeist“, der Wünsche buchstäblich und oft verhängnisvoll erfüllt, wird dieses Motiv aufgegriffen. Zum „Dschinn“ sollte man auch berücksichtigen, dass es sich hier um einen arabischen Dämon handelt. Das Erfüllen von Wünschen mittels eines Dschinn ist mit einem Pakt mit dem Teufel (oder einfach nur einem Dämon) vergleichbar. Solche Pakte haben immer einen schrecklichen Preis, denn es ist immer ein Betrug. Hier könnte man auch auf Goethes Faust und dessen Handel mit Mephisto Bezug nehmen.

Die jeweiligen Geschichten zu Midas und Lykurg:
König Midas:
König Midas von Phrygien ist eine mythische Figur, deren Name untrennbar mit dem Gold verbunden ist. Midas war für seinen großen Reichtum bekannt, doch seine Gier führte ihn zu einem verhängnisvollen Wunsch. Als der Gott Dionysos ihm einen Wunsch gewährte, bat Midas darum, dass alles, was er berühre, zu Gold werde. Dionysos erfüllte ihm diesen Wunsch, und Midas war zunächst überglücklich. Doch bald stellte sich heraus, dass dieser Segen ein Fluch war. Nahrung, die er zum Mund führte, verwandelte sich in pures Gold, und selbst seine geliebte Tochter erstarrte zu einer goldenen Statue, als er sie
umarmte. Verzweifelt und reuevoll erkannte Midas, dass Gold keinen echten Wert hat, wenn es das Leben zerstört. Er flehte Dionysos an, ihn von diesem Fluch zu befreien, und der Gott erlöste ihn schließlich, indem er ihm befahl, sich im Fluss Paktolos zu waschen, wodurch die goldene Berührung von ihm
genommen wurde. (Der Fluss ist ein Hinweis auf das Fließen vom Geld. Seine Hortung zerstört und sein Fließen reinigt und belebt.)

Die Geschichte von König Midas lehrt uns, dass unmäßige Gier und der Wunsch nach Reichtum oft unerwartete und tragische Konsequenzen haben können. Sie erinnert daran, dass wahre Zufriedenheit und Glück nicht im materiellen Reichtum zu finden sind.

Achte auf deine Wünsche und dass man Gold nicht essen kann und dass Gold alleine keinen echten Wert hat. Daraus lässt sich auch auf die heutigen Handelsbeziehungen schließen. Handel kommt nur zustande, wenn jeder der Handelspartner meint, damit im Vorteil zu sein. Es findet also beim Handel nicht nur ein möglicher Betrug untereinander, sondern ein regelmäßiger Selbstbetrug (Selbsttäuschung) statt.

Mythos als Spiegel: Was wir von Midas und Lykurg lernen können

König Lykurg:
König Lykurg von Sparta ist eine legendäre Figur, die für die Einführung einer Reihe von Gesetzen und Reformen bekannt ist, die das Leben und die Gesellschaft Spartas tiefgreifend veränderten. Eine seiner bedeutendsten Maßnahmen war die Ächtung von Gold und Silber als Geld. Stattdessen führte er eine Währung aus Eisenbarren ein, um Reichtum und Luxus zu reduzieren und die soziale Gleichheit zu fördern. Der Trick dabei war, dass Eisenbarren wie andere Waren rostet bzw. verdarb und die Menge besser kontrolliert werden konnte. Das führte zu einem gleichwertigen Tauschverhältnis der Waren zum Geld (Eisenbarren) und sorgte für eine gerechte und lebendige Wirtschaft. Durch diese Reform wollte Lykurg verhindern, dass Habgier und wirtschaftliche Ungleichheit die spartanische Gesellschaft zersetzen. Sein Ziel war es, eine Gemeinschaft zu schaffen, die auf Tugend, Disziplin und militärischer Stärke basierte, und in der der Wohlstand aller Bürger durch gemeinsame Anstrengungen gesichert wurde. Diese Maßnahmen trugen maßgeblich dazu bei, Sparta zu einer der mächtigsten und am meisten bewunderten Stadtstaaten des antiken Griechenlands zu machen.

Aus der Geschichte von König Lykurg lernen wir:

"Vom Fluch zum Segen: Wie Weisheit über Reichtum triumphiert"

Es ist besser, auf die natürlichen Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen und alles menschengemacht am besten dem natürlichen Verlauf des Lebens und Vergehens anzupassen. Es ist also weise, von der Natur zu lernen und diese Gegebenheiten für sich zu nutzen. Nicht aus der Gier heraus, sondern aus der Weisheit gerechter Rahmenbedingungen entspringt die wahre Erfüllung.

Die gemeinsamen Geschichte und Schlussfolgerung:

In der Antike lebten zwei Könige, deren Geschichten sich auf eindringliche Weise mit dem Thema Gold beschäftigten:Midas von Phrygien und Lykurg von Sparta. König Midas war bekannt für seinen großen Reichtum, doch seine Gier trieb ihn zu einem folgenschweren Wunsch. Als ihm eines Tages der Gott Dionysos begegnete und ihm einen Wunsch gewährte, bat Midas darum, dass alles, was er berührte, zu Gold werde. Sein Wunsch wurde erfüllt, doch bald erkannte er die verhängnisvollen Konsequenzen. Nahrung, die er zum Mund führte, verwandelte sich in pures Gold, und selbst seine geliebte Tochter erstarrte zu einer goldenen Statue. Verzweifelt flehte Midas Dionysos an, ihn von diesem Fluch zu befreien, und lernte so die bittere Lektion, dass Gold allein keinen wahren Wert besitzt.
Zur gleichen Zeit in Sparta, führte König Lykurg seine eigenen Reformen ein, die das Leben seiner Bürger für immer verändern sollten. Um die Stadt vor der Gier und dem Luxus zu schützen, ächtete Lykurg Gold und Silber als Zahlungsmittel. Stattdessen führte er eine Währung aus schweren Eisenbarren ein, die wenig Begehrlichkeiten weckten, um wirtschaftliche Ungleichheit einzudämmen. Durch diese Maßnahme wollte Lykurg die Tugend, Disziplin und Gemeinschaft seiner Bürger stärken und verhindern, dass Reichtum und Luxus die spartanische Gesellschaft korrumpierten. Während Midas an seiner Gier nach Gold fast zugrunde ging, erkannte Lykurg, dass der wahre Reichtum einer Gesellschaft in ihrer Stärke (stabilen Wirtschaft) und Einheit (zum Waren wertgleiches Geld) liegt. Beide Geschichten lehren uns, dass der Wert von Gold relativ (und fiktiv) ist und dass echte Weisheit darin besteht, die wahre Bedeutung von Reichtum und Wohlstand zu verstehen.

Zitate zum Schluss:

„Ehret Lykurg, er ächtete das Gold und Silber, die Ursache aller Verbrechen.“
Zitat Pythagoras ; die natürliche Wirtschaftsordnung S. 111
„Aber mit diesen Verwünschungen hat es sein Bewenden. Auf die Frage, was denn eigentlich am Gold verkehrt ist, warum das Gold der Menschheit zum Fluch wird – sind alle still. Sogar die Gelehrten vom Fach werden durch diese Frage so sehr in Ver-
legenheit gebracht, daß sie es vorziehen, Lykurg und Pythagoras einfach zu verleugnen und die dem Gold nachgesagten Übel auf ungenaue Beobachtung zurückzuführen. So werden der spartanische Moses zum Währungspfuscher und der große Mathematiker zum Schwärmer gestempelt.“
Zitat Silvio Gesell ; die natürliche Wirtschaftsordnung S. 111
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